Die dritte Übung wird "Guan Tong Liang Ji Fa" (Die beiden kosmischen Pole verbinden) genannt. Es handelt sich ebenfalls um eine relativ einfache Übung. Wie der Name besagt, wird die Energie zu zwei Polen gestrahlt. Es bleibt für dich jedoch unvorstellbar, wie groß die zwei Pole dieses grenzenlosen Kosmos sind. Aus diesem Grund gibt es bei der Übung auch keine Gedankenaktivitäten. Bei der Übung folgen wir dem Energiemechanismus. Deine Hände bewegen sich nach dem von mir eingesetzten Energiemechanismus. Auch bei der ersten Übung existiert ein solcher Energiemechanismus. Ich bin noch nicht früher darauf eingegangen, weil du noch nicht so geübt warst. Mit Bedacht habe ich dich nicht sofort danach suchen lassen, da du dir nicht alles auf einmal merken kannst. Du wirst feststellen, dass deine Hände in der Lage sind, automatisch zurückzuschweben, wenn du dich nach dem Strecken und Dehnen entspannst. Das ist die Wirkung des Energiemechanismus, den ich an deinem Körper eingesetzt habe. In der taoistischen Schule nennt man das die "Kraft der schwebenden (oder fliegenden) Hand". Wenn du eine Bewegung gemacht hast, wirst du merken, dass deine Hand davonschwebt, um die nächste Bewegung zu beginnen. Mit längerer Übungspraxis wirst du dies noch deutlicher spüren. Nachdem ich all diese Dinge für dich eingesetzt habe, treten sie automatisch in Funktion. Selbst wenn man die Übungen einmal nicht macht, wird man trotzdem von Kultivierungsenergie geläutert, und zwar über den Energiemechanismus des Falun. Alle anderen Übungen haben ebenfalls einen solchen Energiemechanismus. Die Stehhaltung dieser Übung gleicht der bei der Falun-Pfahlstellung. Das Strecken und Dehnen entfällt nun. Man steht nur ganz locker da. Für die Hände gibt es lediglich zwei Bewegungen. Die erste heißt Chong Guan mit einer Hand, und gemeint ist: mit einer Hand nach oben abstoßen, mit der anderen Hand nach unten gießen. Die Hände wechseln sich ab. Die Auf- und Abwärtsbewegung einer Hand zählt als eine Einheit. Diese wird neunmal wiederholt. Nach achteinhalb Malen wird die untere Hand mit nach oben genommen. Es folgt Chong Guan mit beiden Händen. Die Bewegung wird ebenfalls neunmal wiederholt. Wenn man später mehr üben möchte, sollte man die Bewegung 18ma1 wiederholen. Aber egal wie lange man übt, es muss stets eine neunfache Wiederholung sein, denn beim neunten Mal vollzieht der Energiemechanismus Änderungen. An der Zahl Neun muss deshalb festgehalten werden. In Zukunft sollte man nicht immer mitzählen. Wenn der Energiemechanismus sehr stark ist, wird er automatisch nach dem neunten Mal zur Schlussposition kommen. Sobald sich der Energiemechanismus geändert hat, werden die Hände sofort zurückkommen, ohne dass du mitzuzählen brauchst. Die Hände werden garantiert nach dem neunten Chong Guan den Falun drehen. Später sollst du einfach nicht mehr mitzählen.
Das Wuwei (Nicht-Tun, Absichtslosigkeit) ist sehr wichtig beim Praktizieren. Das Tun und Machen ist eine Form von Eigensinn. Bei der Kultivierung auf hoher Ebene gibt es keine Gedankenaktivitäten, es besteht absolutes Wuwei. Manche Menschen verstehen das falsch. Sie behaupten, dass die Bewegungen an sich ja auch ein Tun sind. Doch Buddhas haben auch ihre Handgesten, und Zen-Buddhisten oder die Mönche in den Tempeln vollziehen ebenfalls bestimmte Handgesten und meditieren. Bezieht sich "Tun" also auf die Bewegungsfülle der Handgesten? Bestimmt die Anzahl der Bewegungen, ob es ein Tun oder Wuwei ist? Bedeuten mehr Bewegungen mehr Eigensinn und wenige Bewegungen dann keinen Eigensinn? Es kommt nicht auf die Bewegungen an. Es kommt darauf an, ob man noch Eigensinn hegt, ob man am Tun und Machen hängt, das man nicht ablegen kann. Es kommt letztlich auf das Herz an. Bei unseren Übungen folgen die Hände dem Energiemechanismus. Langsam wird das eigensinnige Tun abgestreift, und wir haben bei unseren Übungen keine Gedankenaktivitäten mehr.
Durch das Chong Guan erfährt unser Körper eine bestimmte Entwicklung. Auch wird dabei der Kanal am Scheitel geöffnet (Scheitelöffnung). Zusätzlich kann der Kanal unterhalb der Füße geöffnet werden. Mit dem Kanal unterhalb der Füße ist nicht nur der Yongquan-Punkt gemeint. Dabei handelt es sich nämlich um ein Feld. Der menschliche Körper hat verschiedene Existenzformen in anderen Räumen. Beim Praktizieren vergrößern sich der Körper und das Volumen von Kultivierungsenergie. Somit ist er größer als dein menschlicher Körper.
Beim Praktizieren der Übungen wird der Scheitel geöffnet. Die Scheitelöffnung, von der wir sprechen, unterscheidet sich vollkommen von der Scheitelöffnung im Tantrismus. Im Tantrismus versteht man darunter die Öffnung des Baihui-Punktes. In die Öffnung wird dann ein "Glücksgras" gesteckt. Es handelt sich um eine Kultivierungsmethode der tantrischen Schule. Das ist aber nicht die Scheitelöffnung, von der wir sprechen. Bei uns bedeutet die Scheitelöffnung die Verbindung des Gehirns mit dem Kosmos. Bei den normalen buddhistischen Kultivierungsmethoden wird der Scheitel auch geöffnet. Doch es gibt nur ganz wenige Menschen, die davon wirklich wissen. Manche Menschen halten es schon für einen Erfolg, wenn auf dem Scheitel eine Spalte geöffnet wird. Aber damit ist man vom Ziel noch weit entfernt. Wie sieht die echte Scheitelöffnung aus? Alle Schädelknochen müssen geöffnet werden. Danach öffnet und schließt sich der Schädel automatisch. Dieser Zustand bleibt für immer erhalten, ebenso die Verbindung mit dem Kosmos. Dieser Zustand ist die echte Scheitelöffnung. Natürlich ist nicht der Kopf in diesem Raum gemeint. Es wäre schrecklich, wenn der Scheitel sich physisch öffnen würde. Gemeint ist der Kopf in anderen Räumen.
Die Übung ist relativ leicht zu praktizieren. Die Stehhaltung gleicht der aus den ersten beiden Übungen. Man dehnt und streckt sich aber nicht wie bei der ersten Übung, und auch bei den nächsten Übungen wird nicht mehr gestreckt und gedehnt. Man steht ganz locker. Die Haltung bleibt unverändert. Bei der Auf- und Abwärtsbewegung (Chong Guan) muss man darauf achten, dass die Hände dem Energiemechanismus folgen. Schon bei der ersten Übung folgen die Hände dem Energiemechanismus. Nachdem du dich gestreckt und gedehnt hast, schweben die Hände mit der Entspannung von allein zurück in die Heshi-Position. Für jede Übung setzen wir einen derartigen Energiemechanismus ein. Beim Praktizieren der Übungen folgen die Hände diesem Energiemechanismus und verstärken ihn dabei. Du brauchst die Kultivierungsenergie nicht selbst zu läutern. Deine eigenen Bewegungen dienen dazu, den Energiemechanismus zu verstärken. Der Energiemechanismus bringt dann die Wirkungen hervor. Wenn du die Kernpunkte beherrschst und die Bewegungen korrekt ausführst, wirst du die Existenz dieses Energiemechanismus wahrnehmen können. Der Abstand zwischen Körper und Hand soll nicht mehr als zehn Zentimeter betragen. Die Existenzform des Energiemechanismus lässt sich nur innerhalb dieses Abstandes wahrnehmen. Manche Menschen sind nicht in der Lage, den Energiemechanismus wahrzunehmen, weil sie sich nicht richtig entspannen können. Aber mit der Zeit werden sie ihn merken und spüren. Bei der Übung hat man nicht das Gefühl, als ob man Qi nach oben trägt. Man lenkt es auch nicht mit der Vorstellung. Weder füllt man den Körper mit Qi noch drückt man das Qi nach unten. Die Handflächen zeigen stets zum Körper. Doch ist folgendes zu beachten: Manche halten zwar die Hände nahe am Körper, aber sie lassen sie immer zur Seite gleiten, wenn sich die Hände am Gesicht vorbei bewegen. Sie fürchten, dass die Hände mit dem Gesicht in Berührung kommen. Die Hände dürfen sich jedoch nicht zu weit vom Gesicht entfernen. Sie sollen sich an Gesicht und Körper entlang bewegen. Es reicht schon, wenn die Hände nicht mit der Kleidung in Berührung kommen. Man sollte sich unbedingt nach dieser Vorgabe richten. Wenn du die Auf- und Abwärtsbewegung mit einer Hand korrekt ausführst, zeigt die Handfläche nach innen.
Achte dabei nicht nur auf die obere Hand. Das Abstoßen (Chong) und Gießen (Guan) müssen gleichzeitig durchgeführt werden. Deswegen muss auch die untere Hand ihre Position erreichen. Es wird gleichzeitig sowohl nach oben abgestoßen als auch nach unten gegossen. Beim Chong Guan sollen beide Hände gleichzeitig in Position kommen. Wenn sich die Hände vor der Brust bewegen, sollen sie nicht auf derselben Bahn geführt werden, sonst würde der Energiemechanismus in Unordnung gebracht. Die Hände folgen getrennten Bahnen. Sie bleiben jeweils auf ihrer Körperseite. Die Arme werden gerade ausgestreckt. Das bedeutet aber nicht, dass sie dabei angespannt sind. Sowohl die Hände als auch der übrige Körper sind entspannt. Auch die Hände werden gerade ausgestreckt. Da die Hände dem Energiemechanismus folgen, wirst du ihn spüren. Eine Kraft lässt deine Finger nach oben schweben.
Beim Chong Guan mit beiden Händen dürfen die Hände etwas weiter auseinander sein - jedoch nicht zu weit, weil sich dann die Energie nach oben fortbewegt. Auf diesen Punkt muss man besonders beim Chong Guan mit beiden Händen achten. Manche Menschen sind an die sogenannte Bewegung "Das Qi in den Scheitel gießen" gewöhnt, sodass ihre Handflächen immer nach unten zeigen. Oder sie heben immer das Qi nach oben. Das ist falsch. Die Handflächen sollen zum Körper zeigen. Obwohl es "Abstoßen" (Chong) und "Gießen" (Guan) heißt, werden diese Bewegungen von dem Energiemechanismus durchgeführt, den ich eingesetzt habe. Der Energiemechanismus sorgt für alles. Bei der Übung gibt es keine Gedankenaktivitäten. Das gilt für alle fünf Übungen. Bei der dritten Übung wurde gesagt, dass man sich vor der Übung vorstellen solle, man sei ein oder zwei Rohre. Ziel ist, der Übung eine Information hinzuzufügen, um den freien Durchfluss der Energie zu gewährleisten. Das ist der Hauptzweck. Die Hände bleiben in der Lotos-Haltung.
Ich erkläre noch einmal, wie der Falun gedreht wird. Wie dreht man den Falun? Wozu dreht man den Falun? Der Grund liegt darin, dass unsere Energie viel zu weit ausgestrahlt wird. Die Energie wird bis zu den beiden kosmischen Polen ausgestrahlt, ohne dass das mit gedanklichen Vorstellungen begleitet wird. Das ist auch ein Punkt, worin Falun Gong sich von anderen Methoden unterscheidet. Die sogenannte Aufnahme des Yang- Qi vom Himmel und die Sammlung des Yin-Qi der Erde beschränken sich auf den irdischen Bereich. Bei uns aber durchdringt die Energie die Erde und wird bis zu den kosmischen Polen ausgestrahlt. Du kannst dir keinesfalls vorstellen, wie groß und wie weit die kosmischen Pole sind. Das liegt jenseits der Vorstellungskraft. Auch wenn du den ganzen Tag grübelst, wirst du nicht begreifen, wo die Grenzen des Kosmos liegen. Dies bleibt unfassbar, selbst wenn du dir noch so sehr den Kopf zerbrichst. Die richtige Kultivierung ist jedoch Wuwei. Deine Gedankenaktivitäten sind nicht nötig. Du brauchst dich nicht damit zu befassen. Es ist ausreichend, wenn du in deinen Bewegungen dem Energiemechanismus folgst. Mein Energiemechanismus wird alles bewerkstelligen. Auf folgendes ist zu achten: Gerade weil die Energie sehr weit ausgestrahlt wird, müssen wir zum Schluss dem Falun zusätzlich Schwung geben. Wir selbst müssen den Falun drehen, damit die Energie auf einmal zurückgenommen wird. Es genügt, wenn du den Falun viermal drehst. Wenn du den Falun mehr als viermal drehst, könntest du Blähungen bekommen. Der Falun soll im Uhrzeigersinn gedreht werden. Der Radius, in dem der Falun gedreht wird, soll nicht so groß sein, dass die Hände sich über den Körper hinaus bewegen. Zwei Daumen breit unterhalb des Bauchnabels liegt die Mittelachse. Beim Drehen sind die Arme angehoben. Hände und Arme bleiben gerade. Am Anfang sollen die Bewegungen möglichst korrekt gemacht werden, andernfalls gerät der Energiemechanismus aus der Bahn.