3. Kultivierungskraft und Kultivierungsfähigkeiten

3.1 Kultivierungskraft entsteht durch die Kultivierung der Xixing

Die Kultivierungsenergie, die die Ebene der Kultivierungskraft eines Menschen wirklich bestimmt, entsteht nicht durch körperliche Übungen, sondern wird aus "Tugend", einer Art Substanz, umgewandelt und durch die Kultivierung der Xinxing herauskultiviert. Dieser Umwandlungsprozess kommt nicht von "Schmelztiegel auf den Ofen stellen" und "Kräuter sammeln und Elixier veredeln", so wie es sich die gewöhnlichen Menschen vorstellen. Die Kultivierungsenergie, die wir meinen, entsteht außerhalb des Körpers. Sie entsteht zuerst am Unterkörper und wächst spiralförmig mit der Erhöhung der Xinxing nach oben. Sie bildet sich nur außerhalb des Körpers. Dann bildet sich auf dem Scheitel eine Säule der Kultivierungsenergie. Wie hoch diese Säule ist, so hoch ist die Kultivierungsenergie dieses Menschen. Die Säule der Kultivierungsenergie befindet sich in einem versteckten Raum, den die normalen Menschen nicht so leicht sehen können.

Die Kultivierungsfähigkeiten werden von der Kultivierungskraft verstärkt. Diejenigen mit einer höheren Kultivierungskraft und einer hohen Ebene haben größere Kultivierungsfähigkeiten und können sie geschickt verwenden, während diejenigen mit einer niedrigen Kultivierungskraft kleine Kultivierungsfähigkeiten haben, und sie können sie auch nicht so geschickt oder gar nicht verwenden. Die Kultivierungsfähigkeiten allein können die Stärke der Kultivierungskraft und die Höhe der Ebene eines Menschen nicht verkörpern. Was die Ebene eines Menschen bestimmt, ist nicht die Kultivierungsfähigkeit, sondern die Kultivierungskraft. Manche sind beim Praktizieren "verschlossen", ihre Kultivierungskraft ist sehr hoch, aber sie haben nicht unbedingt viele Kultivierungsfähigkeiten. Die Kultivierungskraft spielt die entscheidende Rolle und wird mit Hilfe der Xinxing herauskultiviert. Das ist das Allerentscheidendste.

3.2 Kultivierungsfähigkeiten sind nicht das, wonach die Praktizierenden trachten

Alle Praktizierenden interessieren sich für Kultivierungsfähigkeiten. In der Gesellschaft haben die übernatürlichen Fähigkeiten eine sehr verlockende Wirkung. Viele wollen gewisse Kultivierungsfähigkeiten besitzen. Aber Menschen mit einer schlechten Xinxing können diese Fähigkeiten nicht besitzen.

Gewöhnliche Menschen können mancherlei Kultivierungsfähigkeiten haben, zum Beispiel mit dem Himmelsauge sehen, mit dem Himmelsohr hören, Gedankenübertragung, Voraussagen und so weiter. Bei jedem ist es jedoch anders, im Zustand der allmählichen Erleuchtung wird man nicht alle diese Kultivierungsfähigkeiten haben. Gewöhnliche Menschen können manche Kultivierungsfähigkeiten nicht haben, zum Beispiel einen Gegenstand in diesem materiellen Raum in einen anderen Gegenstand umzuwandeln. Solche Fähigkeiten können gewöhnliche Menschen nicht haben. Große Fähigkeiten kann man nur durch das Praktizieren erwerben. Falun Gong hat sich den kosmischen Prinzipien entsprechend entwickelt. Alle Fähigkeiten, die es im Kosmos gibt, sind im Falun Gong enthalten. Es kommt nur darauf an, wie weit sich die Praktizierenden kultivieren. Es ist kein Fehler, einige Kultivierungsfähigkeiten bekommen zu wollen, aber wenn man zu stark danach trachtet, ist das kein normaler Gedanke mehr. Und das wird schlechte Folgen haben. Wenn man auf niedrigen Ebenen einige Kultivierungsfähigkeiten bekommt, nützt das kaum etwas. Man denkt dabei an nichts anderes, als sie einmal einzusetzen und den gewöhnlichen Menschen einmal seine Tüchtigkeit zu zeigen, um unter den gewöhnlichen Menschen als stark zu erscheinen. Wenn es so ist, zeigt das gerade die niedrige Xinxing dieses Menschen und dass es richtig ist, ihm keine Kultivierungsfähigkeiten zu geben. Würden den Menschen mit einer schlechten Xinxing manche Kultivierungsfähigkeiten gegeben, so würden sie damit Schlechtes tun, denn wenn die Xinxing nicht zuverlässig ist, kann nicht sichergestellt werden, dass sie nichts Schlechtes tun.

Auf der anderen Seite können all die Fähigkeiten, die vorgeführt werden dürfen, nicht dazu eingesetzt werden, um die menschliche Gesellschaft und das normale gesellschaftliche Leben zu verändern. Es ist nicht erlaubt, die wirklich hohen Kultivierungsfähigkeiten vorzuführen, denn ihre Wirkung und die Gefahren wären zu groß. Man darf doch zum Beispiel nicht vorführen, wie man ein Hochhaus einstürzen lässt. Die besonders großen Fähigkeiten darf niemand einsetzen außer denjenigen, die besondere Missionen haben. Ansonsten ist es nicht erlaubt, sie einzusetzen, und sie können auch nicht gezeigt werden, weil sie unter der Kontrolle des Meisters stehen.

Oft jedoch gibt es gewöhnliche Menschen, die einen Qigong-Meister unbedingt dazu nötigen, etwas vorzuführen. Sie zwingen ihn, etwas zu zeigen, damit sie es sich einmal anschauen können. Alle, die solche Kultivierungsfähigkeiten haben, wollen sie nicht vorführen, weil das nicht erlaubt ist. Sollten sie sie vorführen, würde der ganze Zustand der Gesellschaft beeinflusst. Einer, der wirklich große Tugend hat, darf seine Kultivierungsfähigkeiten nicht zeigen. Bei der Vorführung waren manche Qigong-Meister sehr schwermütig, und danach war ihnen zum Weinen zumute. Zwingt sie nicht zum Vorführen! Sie fühlen sich im Herzen sehr unwohl, wenn sie ihre Fähigkeiten zeigen. Ein Lernender hat einmal eine Zeitschrift mitgebracht, gegen die ich sofort Abscheu hatte. Darin stand: "Eine internationale Qigong-Konferenz findet statt. Wer Kultivierungsfähigkeiten hat, kann an einem Wettkampf teilnehmen. Wer starke Fähigkeiten hat, kann sich dafür anmelden." Nachdem ich das gelesen hatte, fühlte ich mich ein paar Tage lang unwohl im Herzen. So etwas darf nicht für einen Wettkampf eingesetzt werden. Wer es tut, wird es bereuen. Die gewöhnlichen Menschen achten ja nur auf das Praktische in der Welt, aber die Qigong-Meister sollten Selbstachtung haben.

Wozu will man Kultivierungsfähigkeiten haben? Sie verkörpern den geistigen Horizont und das Streben eines Praktizierenden. Wenn seine Gedanken nicht rein, aufrichtig und beständig sind, kann er keine hohen Kultivierungsfähigkeiten bekommen. Dafür gibt es einen Grund, nämlich, solange du noch nicht zur Erleuchtung gekommen bist, beurteilst du das Gute und das Schlechte nur nach den Kriterien des weltlichen Fa. Du kannst das wahre Antlitz und den schicksalhaften Zusammenhang der Dinge nicht sehen. Wenn unter den Menschen geschlagen, geschimpft oder schikaniert wird, gibt es mit Sicherheit einen schicksalhaften Zusammenhang. Wenn du das nicht durchschauen kannst, machst du es unter Umständen nur schlimmer. Um Dank und Groll, Recht und Unrecht unter den gewöhnlichen Menschen kümmert sich das weltliche Fa, Praktizierende sollen sich nicht darum kümmern. Denn wenn du noch nicht zur Vollendung gekommen bist, ist das wahre Antlitz der Angelegenheiten, die du mit deinen Augen siehst, nicht unbedingt so, wie du es siehst. Wenn jemand einem anderen einen Faustschlag gibt, kann es sein, dass die beiden ihr "Karma" begleichen. Wenn du eingreifst, kannst du die Begleichung ihres "Karmas" beeinträchtigen. "Karma" ist eine Art schwarze Substanz, die sich rings um den Körper des Menschen befindet. Es ist etwas materiell Existierendes in einem anderen Raum und kann sich in Krankheiten und Unheil umwandeln.

Jeder hat Kultivierungsfähigkeiten. Wichtig ist, sie durch ständige Kultivierung zu erschließen und zu verstärken. Wenn ein Praktizierender nur nach Kultivierungsfähigkeiten trachtet, handelt er kurzsichtig, und seine Gedanken sind nicht rein. Ganz gleich, was er mit diesen Fähigkeiten machen will, dahinter hat er egoistische Gedanken, und das wird das Praktizieren mit Sicherheit beeinträchtigen. Das führt dann dazu, dass er keine Kultivierungsfähigkeiten bekommt.

3.3 Kontrolle über die Kultivierungskraft

Manche Praktizierende praktizieren noch nicht lange, und schon wollen sie Kranke behandeln, um zu sehen, ob es funktioniert oder nicht. Wenn deine Kultivierungskraft nicht hoch ist und du dann schon die Hand zur Probe ausstreckst, ziehst du viel schwarzes, krankes und trübes Qi vom Körper des Kranken auf deinen eigenen Körper. Denn du hast nicht die Fähigkeit, das kranke Qi abzuwehren, du hast auch keinen Schutzschirm am Körper, und so bildest du mit dem Kranken ein gemeinsames Feld. Du kannst dich ohne hohe Kultivierungskraft nicht davor schützen, und so fühlst du dich sehr unwohl. Wenn sich niemand um dich kümmert und es lange dauert, wirst du überall am Körper Krankheiten haben. Deshalb können diejenigen ohne hohe Kultivierungskraft Krankheiten anderer nicht behandeln. Es sei denn, du hast schon Kultivierungsfähigkeiten bekommen und besitzt gewisse Kultivierungskraft, dann kannst du mit Qigong Kranke behandeln. Manche haben zwar Kultivierungsfähigkeiten bekommen und können Krankheiten behandeln, aber wenn ihre Ebene niedrig ist, verbrauchen sie bei der Behandlung ihre gesammelte und gespeicherte Kultivierungskraft sowie ihre eigene Energie. Denn die Kultivierungsenergie ist nun einmal Energie und ein intelligentes Wesen. Sie lässt sich sehr schwer sammeln und speichern. Diese Kultivierungsenergie abzugeben, bedeutet nichts anderes als sich selbst zu verbrauchen. Während du die Kultivierungsenergie abgibst, wird die Säule der Kultivierungsenergie über deinem Kopf kürzer und verbraucht sich. Das lohnt sich überhaupt nicht. Deshalb bin ich nicht dafür, dass man Kranke behandelt, wenn man keine hohe Kultivierungskraft besitzt. Wie gut deine Techniken auch sein mögen, du verbrauchst dabei nur deine eigene Energie.

Wenn die Kultivierungskraft eine gewisse Stärke erreicht hat, werden verschiedene Kultivierungsfähigkeiten auftauchen. Beim Einsetzen dieser Fähigkeiten muss man auch ganz vorsichtig sein. Wenn zum Beispiel das Himmelsauge geöffnet ist, geht es auch nicht, wenn man es nicht benutzt. Wenn man es nicht benutzt, schließt es sich leicht wieder. Doch soll man mit dem Himmelsauge auch wiederum nicht zu oft sehen. Wenn man es zu oft einsetzt, geht viel Energie verloren. Heißt das dann, dass man es nie benutzen soll? Natürlich nicht. Wozu kultiviert man sich, wenn man es nie benutzen darf? Die Frage ist, wann man es benutzen soll. Nur wenn man sich bis zu einer gewissen Ebene kultiviert hat und den Verlust kompensieren kann, darf man es benutzen. Wenn man beim Falun Gong eine gewisse Ebene erreicht hat, kann der Falun automatisch Energie umwandeln und ergänzen, egal wie viel Kultivierungsenergie man abgegeben hat. Die Kultivierungskraft der Praktizierenden wird automatisch auf dem bisherigen Stand gehalten. Sie wird nie weniger. Das ist eine Besonderheit des Falun Gong. Erst dann darf man Kultivierungsfähigkeiten benutzen.