Für wen sich kultivieren

Jedes Mal, wenn die Medien benutzt werden, um Qigong zu kritisieren, fängt ein Teil der Schüler zu wanken an und hört mit dem Praktizieren auf. Es scheint so, dass diejenigen, die sich die Medien zunutze machen, weiser wären als das Buddha-Fa, und sich manche Praktizierende für andere kultivieren. Es gibt auch manche, die angesichts des Drucks ängstlich werden und die Kultivierung aufgeben. Können solche die wahre Buddhaschaft erreichen? Werden sie nicht sogar die Buddhas in einem entscheidenden Moment verraten? Ist die Gesinnung der Angst nicht Anhaftung? Kultivierung ist so wie große Wellen, die den Sand wegspülen; was übrig bleibt, ist Gold.

In der menschlichen Gesellschaft existiert eigentlich schon immer ein Grundsatz, der sich „gegenseitige Förderung und Hemmung“ nennt. Deshalb, wo es Gutes gibt, gibt es auch Schlechtes; wo es Aufrichtiges gibt, gibt es auch Unaufrichtiges; wo es Gutherziges gibt, gibt es auch Boshaftes; wo es Menschen gibt, gibt es auch Gespenster; wo es Buddhas gibt, gibt es auch Dämonen. In der menschlichen Gesellschaft kommt das noch stärker zum Ausdruck. Wo es Positives gibt, gibt es auch Negatives; wo es Befürworter gibt, gibt es auch Gegner; wo es Gläubige gibt, gibt es auch Ungläubige; wo es gute Menschen gibt, gibt es auch schlechte; wo es selbstlose Menschen gibt, gibt es auch egoistische; wo es sich aufopfernde Menschen gibt, gibt es auch solche, die für ihre eigenen Interessen alle erdenklichen Mittel einsetzen und vor nichts haltmachen. Das ist der frühere Grundsatz. Deshalb, wenn ein Einzelner, eine Gruppe oder sogar eine Nation etwas Gutes erreichen will, wird es einen genau so großen Widerstand dagegen geben. Dementsprechend wird man nach einem Erfolg der Ansicht sein, dass er hart erkämpft werden musste und deshalb wertgeschätzt werden soll. Auf diese Weise hat sich die Menschheit entwickelt. (Der Grundsatz der gegenseitigen Förderung und Hemmung wird sich in Zukunft ändern.)

Anders gesagt, die Kultivierung geht über die gewöhnlichen Menschen hinaus. Wer auch immer Qigong kritisiert – ist das nicht die Erkenntnis eines gewöhnlichen Menschen? Hat er die Kompetenz, das Buddha-Fa und die Kultivierung abzulehnen? Kann sich irgendeine menschliche Organisation über Buddhas und Gottheiten erheben? Hat ein Qigong-Kritiker die Fähigkeit, Buddhas zu befehlen? Wenn er sagt, die Buddhas wären schlecht, werden die Buddhas dann schlecht sein? Wenn er sagt, es würde keine Buddhas geben, hören dann die Buddhas auf zu existieren? Das Unheil des Dharma während der Kulturrevolution ist durch die Veränderungen der himmlischen Erscheinung verursacht worden. Die Buddhas, Daos und Gottheiten folgen alle dem Willen des Himmels. Das Unheil des Dharma war kein Unheil der Buddhas, sondern das Unheil der Menschen und der Religionen.

Die Zerstörung der Religionen ist hauptsächlich auf die Verkommenheit des menschlichen Herzens zurückzuführen. Diejenigen, welche Buddhas anbeten, wollen sich nicht zum Buddha kultivieren; sie wollen Buddhas Segen, um reich zu werden, Widrigkeiten zu beseitigen, männlichen Nachwuchs zu haben oder ein angenehmes Leben zu führen. Jeder hat in seinem Vorleben sehr viel Karma angehäuft; wie kann er dann frei und sorglos leben wollen? Wie könnte ein Mensch nicht für sein Karma bezahlen, nachdem er schlechte Taten begangen hat? Da das menschliche Herz verkommen ist, sind die Dämonen einer nach dem anderen aus ihren Höhlen gekommen, um Ärger und Chaos in die Menschenwelt zu bringen. Die Buddhas und Gottheiten haben die Verkommenheit der Menschen gesehen und so – einer nach dem anderen – ihre Stellung und ihre Tempel aufgegeben. Füchse, Wiesel, Schlangen und Gespenster sind von denen in die Tempel gebracht worden, die um Ruhm und Reichtum gebetet haben. Sollten solche Tempel nicht zerschmettert werden? Es sind die Sünden der Menschen. Buddhas bestrafen die Menschen nicht, denn alle sind von Unwissenheit getrieben und haben sich bereits selbst Schaden zugefügt. Außerdem haben sie sehr viel Karma angehäuft, und bald erwarten sie große Katastrophen. Wozu sie noch bestrafen? Tatsächlich ist es so, dass ein Mensch – wenn er Schlechtes gemacht hat – in der Zukunft Vergeltung erleiden wird; aber die Menschen erkennen oder glauben es nicht und halten es für Zufälle, wenn irgendetwas geschieht.

Egal welcher Mensch oder welche gesellschaftliche Kraft dir sagt, dass du dich nicht kultivieren sollst, schon hörst du mit der Kultivierung auf. Hast du dich denn für sie kultiviert? Können sie dir die wahre Buddhaschaft geben? Ist deine Hinwendung zu ihnen nicht Aberglaube? Tatsächlich ist das Dummheit. Außerdem praktizieren wir kein Qigong, sondern das Buddha-Fa! Ist nicht jeder Druck eine Prüfung, ob dein Glaube an das Buddha-Fa wirklich standhaft ist? Wenn du nicht standhaft im Fa bist, ist weiteres Reden sinnlos.

Li Hongzhi
21. Dezember 1995