3. Die Kultivationspotenz und die Kultivationsfunktionen

(1) Die Kultivationspotenz entsteht durch die Kultivation der Xinxing

Das Gong, das über die Stufe der Kultivationspotenz eines Menschen entscheidet, wird nicht durch die Übungen erreicht, sondern durch die Umwandlung des De, einer Art Substanz, durch die Verbesserung der Xinxing (der geistigen Natur). Dieser Umwandlungsvorgang vollzieht sich nicht etwa, wie es sich ein normaler Mensch vorstellen würde, dadurch, daß ein Kessel auf ein Feuer gestellt würde, in dem aus den gesammelten Heilkräutern das Elixier der Unsterblichkeit zusammengebraut würde. Das Gong, das wir meinen, bildet sich außerhalb des Körpers. Es entsteht zuerst beim unteren Körper und wächst mit der Verbesserung der eigenen Xinxing spiral-förmig nach oben. Das Gong bildet sich völlig außerhalb des Körpers. Letzten Endes entsteht auf dem Scheitel eine Gong-Säule. Wie hoch die Gong-Säule ist, so hoch ist das Gong dieses Menschen. Die Gong-Säule befindet sich in einem versteckten Weltraum, und ein normaler Mensch kann sie nicht wahrnehmen.

Die Kultivationsfunktionen werden durch die Kultivationspotenz verstärkt. Ein hochkultivierter Mensch mit großer Kultivationspotenz verfügt über große Kultivationsfunktionen und kann sie sehr geschickt zur Geltung bringen, während ein Mensch mit kleiner Kultivationspotenz nur kleine Kultivationsfunktionen besitzt, und sie auch nicht geschickt zur Geltung bringen, ja sogar nicht gebrauchen kann. Die Kultivationsfunktionen selbst besagen nicht, wie groß die Kultivationspotenz eines Menschen ist und auf welcher Kultivationsebene dieser Mensch steht. Nicht die Kultivationsfunktionen, sondern die Kultivationspotenz bestimmt die Kultivationsebene eines Menschen. Manche haben in einer "verschlossenen" Situation praktiziert, sie mögen große Kultivationspotenz haben, aber nicht so viele Kultivationsfunktionen. Der entscheidende Faktor ist die Kultivationspotenz, die durch die Verbesserung der geistigen Natur entsteht. Das ist das Allerwichtigste.


(2) Ein sich Vervollkommnender soll nicht nach Kultivationsfunktionen trachten

Alle sich Vervollkommnenden haben ein großes Interesse an den Kultivationsfunktionen. Magische Fähigkeiten haben in der Öffentlichkeit eine verlockende Kraft. Viele Menschen wollen gerne über gewisse Kultivationsfunktionen verfügen. Aber Leute mit einer schlechten Xinxing können sich solche Funktionen nicht erwerben.

Ein normaler Mensch kann über gewisse Funktionen verfügen, z.B. mit dem Tianmu (Himmelsauge) zu sehen, mit dem Tianer (Himmelsohr) zu hören, Gedanken zu übertragen, sowie Voraussagen zu machen usw. Solche Funktionen sind bei verschiedenen Personen ganz unterschiedlich. In der Situation der allmählichen Erleuchtung kann ein Praktizierender nicht auf einmal alle Kultivationsfunktionen bekommen. Manche Funktionen darf ein normaler Mensch nicht haben. Er kann beispielsweise nicht einen Gegenstand in unserem realen Weltraum in einen anderen umwandeln. Große Funktionen werden durch die Kultivation nach der Geburt erreicht. Der Falun-Xiulian-Dafa entwickelt sich auf der Basis der Grundsätze des Kosmos. Über die Funktionen, die im Kosmos existieren, verfügt der Falun-Xiulian-Dafa auch. Es kommt darauf an, wie ihn ein sich Vervollkommnender praktiziert. Es ist zwar nicht falsch, gewisse Kultivationsfunktionen zu bekommen. Aber wenn man hartnäckig danach jagt, dann ist das kein normaler Wunsch mehr. Und es wird zu schlechten Ergebnissen führen. Einige Funktionen auf niedrigen Stufen zu erwerben nützt nicht viel. Man denkt dabei vielleicht an nichts andere als, sie mal zu gebrauchen und seine Künste in der Öffentlichkeit zu zeigen, um sich für einen starken Menschen unter normalen Menschen auszugeben. Wenn das so wäre, beweist das gerade, daß dieser Mensch von niedriger Xinxing ist. Es wäre auch richtig, diesem keine Kultivationsfunktionen zu geben. Mit manchen Kultivationsfunktionen kann ein Mensch mit schlechter Xinxing Schlechtes tun, und niemand kann garantieren, daß ein Mensch mit schlechter Natur nichts Schlechtes tut.

Auf der anderen Seite sind all die Funktionen, die zur Schau zu stellen sind, nicht in der Lage, die Gesellschaft und das normale Leben zu ändern. Die wirklich hohen Kultivationsfunktionen dürfen nicht vorgeführt werden, weil ihre Einflüsse und Gefahren viel zu groß sind. Man darf eben nicht zeigen, daß man ein Haus umstürzen kann. Die besonders großen Funktionen darf nur derjenige anwenden, der eine besondere Mission hat. Sonst dürfen und können sie auch nicht gezeigt werden, denn sie stehen unter der Kontrolle des Shangshi (des überweltlichen Meisters).

Es gibt oft solche normale Menschen, die einen Qigong-Meister dazu nötigen, seine Künste zur Schau zu stellen. Aber die Leute mit Kultivationsfunktionen sind auch nicht gewillt, ihre Funktionen vorzuführen, denn das ist ihnen nicht erlaubt. Wenn sie das tun, wird der Zustand der Gesellschaft gestört. Die Kultivationsfunktionen eines tugendhaften Menschen dürfen nicht gezeigt werden. Bei der Vorführung waren manche Qigong-Meister sehr schlechter Laune, und nachher mußten sie schon laut weinen. Man soll sie nicht zwingen, ihre Künste vorzuführen. Es ist ihnen sehr peinlich, sie zu zeigen. Ein Kursteilnehmer zeigte mir eine Zeitschrift, die bei mir Abscheu erregte. Darin stand: "Es wird eine internationale Konferenz über Qigong stattfinden. Wer Funktionen hat, kann sich an einem Funktionswettkampf beteiligen. Wer höhere Funktionen hat, kann sich dafür melden." Danach fühlte ich mich ein paar Tage unwohl. Damit kann man doch nicht zum Wettkampf gehen. Es wird einen bestimmt reuen, wenn man es tut. Ein normaler Mensch achtet nur auf etwas Praktisches. Aber ein Qigong-Meister muß sich seiner Würde bewußt sein.

Wozu will man die Kultivationsfunktionen? Das spiegelt seine Gesinnung und seinen Wunsch wider. Wenn sein Wunsch unrein und seine Gesinnung nicht zuverlässig ist, ist es für ihn auch unmöglich, hohe Kultivationsfunktionen zu erhalten. Bevor du dich nicht erleuchtet hast, kannst du nur nach den Kriterien des Gesetzes der Menschenwelt die Dinge beurteilen. Du kannst nicht das Wahre an der Sache und die vorbestimmten Ursachen dafür sehen. Schlagen, Schimpfen und Schikanieren der Menschen untereinander müssen doch ihre vorbestimmten Ursachen haben. Wenn du das nicht einsiehst, leistest du nur einen Bärendienst. Um die Dankbarkeit und den Haß, das Richtige und das Falsche unter den normalen Menschen kümmert sich das Recht der Menschenwelt, nicht aber ein sich Vervollkommnender, denn das Wahre an der Sache vor deinen Augen ist anders als das, was du tatsächlich gesehen hast, bevor du die Erleuchtung erreicht hast. Einer gibt einem anderen einen Faustschlag, das kann bedeuten, daß die beiden ihr Karma begleichen. Wenn du eingreifst, kann das schon eine Störung beim Abschluß ihres Karmas bedeuten. Das Karma ist eine schwarze Substanz rund um den Körper des Menschen. Sie existiert in einem anderen Weltraum, und es kann sich in Krankheiten oder Unheil für einen Menschen umwandeln.

Jeder hat seine Funktionen. Sie können durch ständige Vervollkommnung erschlossen und verstärkt werden. Wenn ein sich Vervollkommnender nur nach Kultivationsfunktionen trachtet, handelt er kurzsichtig und hat keine reine Gesinnung. Gleich, wozu er diese Funktionen braucht, muß er schon egoistische Gedanken haben, die die Kultivation beeinträchtigen müssen. Das wird schon dazu führen, daß er sich bestimmt keine Kultivationsfunktionen aneignen kann.


(3) Zweckmäßiger kontrollierter Gebrauch der Kultivationspotenz

Manche praktizieren Qigong noch nicht lange. Trotzdem wollen sie Krankheiten anderer heilen, um ihre Kultivationsfunktionen zu versuchen. Wenn diejenigen, die nur geringe Kultivationspotenz haben, Krankheiten anderer zu heilen versuchen, so ziehen sie eine große Menge von schwarzem Qi, krankem Qi und schmutzigem Qi vom Körper der Kranken an. Weil du nicht dazu fähig bist, dich gegen das kranke Qi zu wehren, und auch keine Schutzkappe besitzt, teilst du mit dem Kranken ein Feld. Dann fühlst du dich unpäßlich, weil du über keine hohe Kultivationspotenz verfügst. Wenn sich niemand um dich kümmert, wirst du nach langer Zeit unter allen Arten von Krankheiten leiden. Deshalb können Qigongpraktizierende mit geringer Kultivationspotenz keine Krankheiten bei anderen heilen. Nur wenn du Kultivationsfunktionen besitzt und über eine gewisse Kultivationspotenz verfügst, kannst du mit dem Qigong Krankheiten bei anderen heilen. Obwohl manche Leute gewisse Kultivationsfunktionen besitzen und auch Krankheiten bei anderen heilen können, verbrauchen sie, wenn sie noch mit ihren Funktionen auf der niedrigen Ebene stehen, ihre gesammelte Kultivationspotenz und ihre eigene Energie, um Krankheiten anderer zu heilen. Das Gong ist eine Art Energie und ein intelligentes Wesen. Deshalb ist es sehr schwer, es zu sammeln. Dieses Gong zu benutzen bedeutet nichts anderes als sich selbst zu verbrauchen. Während du das Gong freigibst, verkürzt sich dabei die Gong-Säule über dem Scheitel. Das lohnt sich überhaupt nicht. Deshalb bin ich der Ansicht, daß einer, wenn er keine hohe Kultivationspotenz besitzt, keinen Kranken heilen sollte. Wie gut seine Heilkünste auch sein mögen, er verbraucht dabei nichts anderes als seine eigene Energie.

Wenn die Kultivationspotenz einen gewissen Grad erreicht hat, entstehen verschiedene Kultivationsfunktionen. Wenn man diese Funktionen gebraucht, muß man schon ganz vorsichtig sein. Wenn z.B. das Tianmu das Himmelsauge aufgemacht worden ist, muß man es gebrauchen. Sonst wird es wieder zugemacht. Man soll auch nicht immer davon Gebrauch machen, sonst verliert man dabei zu viel Energie. Bedeutet das, daß man es nie gebrauchen soll? Natürlich nicht! Wozu praktiziert man, wenn man nie davon Gebrauch machen darf? Die Frage liegt darin, wann man es gebraucht. Wenn man einen gewissen Kultivationsgrad erreicht hat und sich selbst kompensieren kann, dann kann man schon davon Gebrauch machen. Wieviel Gong ein Praktizierender des Falun-Xiulian-Dafa mit hoher Kultivationspotenz freigibt, so viel Gong kann durch das Gong kompensiert werden, das vom Falun automatisch erzeugt wird. Auf diese Weise wird das Niveau seiner Kultivationspotenz um keinen Moment niedriger, was eine Besonderheit des Falun-Xiulian-Dafa darstellt. Nur wenn ein Praktizierender ein solches Niveau erreicht hat, kann er seine Kultivationsfunktionen gebrauchen.