9. Das reine Herz

Manche Leute sind nicht in der Lage, beim Praktizieren zur Ruhe zu kommen. Sie suchen nach Methoden, zur Ruhe zu kommen. Einer fragte mich: "Meister, warum kann ich beim Praktizieren nicht zur Ruhe kommen? Kannst du mir Methoden oder Techniken beibringen, damit ich im Lotussitz zur Ruhe komme?" Ich würde sagen, daß er nie ruhig werden kann, auch wenn ein Gott kommt, ihn zu lehren. Warum? Weil er kein ruhiges Herz hat. Ein Mensch lebt in der Gesellschaft, er hat sieben Emotionen und sechs Begierden. Wie kann er denn bei der Meditation zur Ruhe kommen, wenn er an verschiedene Arten der persönlichen Interessen denkt oder an seinen nahen Verwandten und guten Freunden hängt, was einen großen Anteil an und eine wichtige Stelle in seinen Gedanken einnimmt? Wenn er versucht, solche Gedanken zu unterdrücken, werden sie sich aber von selbst regen.

Die Kultivation im Buddhismus legt großen Wert auf "Gebote, Meditation und Weisheit". "Gebote" bedeuten, daß man alles, was zum Eigensinn gehört, aufgeben muß. Manche wenden die Methode an, den Namen des Buddhas abzusingen. Man muß ihn aber ohne Zerstreutheit absingen, wobei sich das Bewußtsein auf einen Gedanken oder ein Objekt konzentrieren muß, anstatt an tausend Dinge zu denken. Das ist ein Zeichen erfolgreichen Praktizierens, aber keine Methode. Wenn du das nicht glaubst, kannst du es mal versuchen. Du wirst dich mit Sicherheit nicht konzentrieren können, während du den Namen des Buddhas absingst. Es gab Lamas im tibetischen Lamaismus, die täglich einige hunderttausend Male den Namen des Buddhas eine Woche lang absangen, wobei sie nicht wußten, wo ihnen der Kopf stand. Zum Schluß blieb ihnen nichts mehr im Kopf. Die Konzentration auf ein Objekt oder eine Idee wurde dabei erreicht. Das ist eine Art von Fähigkeiten, die du vielleicht nicht wirst erreichen können. In manchen Kultivationswegen gibt es auch gewisse Methoden wie die Konzentration der Gedanken auf den Dantian-Bereich, Zählen bzw. Anstarren eines gewissen Dings, die dich aber in Wirklichkeit nicht zur absoluten Ruhe bringen können. Ein Praktizierender muß ein ruhiges Herz haben, seine persönlichen Interessen leicht nehmen und die Habgier loswerden.

Ob einer tatsächlich ruhig wird und in Meditation sinken kann, spiegelt das Niveau seiner Fähigkeiten zum Praktizieren und seine Kultivationsebene wider. Wenn einer sofort nach dem Hinsetzen zur Ruhe kommen kann, dann heißt es, daß er ein hohes Niveau erreicht hat. Es ist nicht so schlimm, wenn er für eine gewisse Zeit nicht zur Ruhe kommen kann. Er kann das im Laufe der Kultivation allmählich erreichen. Die Xinxing kann nur allmählich verbessert werden, und die Kultivationsenergie kann nur langsam wachsen. Wenn einer seine persönlichen Interessen nicht in den Hintergrund rückt, ist er auch nicht in der Lage, die Kultivationsenergie zu entwickeln.

Ein Praktizierender muß jederzeit hohe Anforderungen an sich selbst stellen. Es gibt keinen Moment, wo der Praktizierende nicht von verschiedenen Erscheinungen der Gesellschaft, von vielen obszönen und ungesunden Dingen sowie von den sieben Emotionen und sechs Begierden beeinflußt wird. Das, was im Fernsehen, in den Filmen und in den Werken der Literatur und Kunst verbreitet wird, führt dich dazu, ein Starker unter den normalen Menschen zu werden und ein noch realistischerer normaler Mensch zu sein. Je weniger du dich von diesen Dingen befreien kannst, desto weiter entfernen sich deine Xinxing und dein Geistesstand von denen eines richtigen Praktizierenden, desto weniger Kultivationsenergie wirst du auch bekommen. Ein Praktizierender soll möglichst wenig oder gar nicht mit den vulgären Dingen in Kontakt kommen. Er soll sich davon nicht rühren lassen und so tun, als ob er sie nicht gesehen oder gehört hätte, auch wenn er sie gesehen oder gehört hat. Ich sage oft, daß ein normaler Mensch mich nicht rühren kann. Ich bin darüber nicht froh, wenn jemand mich lobt; ich werde auch nicht böse darauf sein, wenn jemand mich beschimpft. Wie schlimm die geistige Störung unter den normalen Menschen auch sein mag, sie kann doch keinen Einfluß auf mich ausüben. Ein Praktizierender soll alle erworbenen Interessen in den Hintergrund rücken und sie sich nicht am Herzen liegen lassen. Nur auf dieser Ebene kann er als ein herangereifter Praktizierender betrachtet werden. Du wirst keinen Kummer, keinen Ärger haben und dich psychisch immer in einem ausgeglichenen Zustand befinden, wenn du keine starke Begierde nach Ruhm und Reichtum hast und wenn du Ruhm und Reichtum als nichts betrachtest. Wenn du alles lassen kannst, wirst du mit Sicherheit ein reines Herz haben.

Jetzt habe ich euch den Falun-Xiulian-Dafa erklärt, die fünf Sätze von Kultivationsübungen beigebracht und eure Körper gereinigt. Ich habe das Falun und den Qiji in und um eure Körper gesetzt. Im übrigen werden euch meine Gebotskörper beschützen. Ich habe euch alles gegeben, was ich euch geben soll. Während des Kurses hängt es von mir ab, jetzt kommt es auf euch selbst an. "Es hängt von dem Meister ab, die Schüler in den Kultivationsweg einzuführen. Aber es kommt auf die Schüler selbst an, den Weg zu kultivieren." Ich glaube, daß ihr mit Sicherheit die Perfektion der Kultivation erreichen werdet, wenn ihr den Geist des Falun-Xiulian-Dafa durch vorsichtiges Suchen und fleißiges Praktizieren gründlich zu erfassen versucht, eure Xinxing jederzeit bewahrt, die größten Härten aushaltet und das unterdrücken könnt, was für normale Menschen nur schwer zu unterdrücken ist.

Die Xinxing zu verbessern ist der Weg
zur Entwicklung der Kultivationsenergie.

Die Härten sind das Boot, das einen über das
grenzenlose Meer des Großen Gebotes übersetzt.