Buddha-Natur

Nachdem eine Anschauung gebildet worden ist, kontrolliert sie dich das ganze Leben lang; sie lenkt dein Denken und sogar deine Freude, deinen Ärger, deine Trauer und Fröhlichkeit. Die Anschauung wird nach der Geburt gebildet. Wenn dieses Ding lange da ist, wird es Teil des menschlichen Denkens, verschmilzt mit dem Gehirn des wahren Selbst und wird zum Naturell des Menschen.

Die Anschauungen, die gebildet worden sind, werden dich das ganze Leben lang behindern und kontrollieren. Die Anschauungen des Menschen sind normalerweise egoistisch oder sogar noch schlechter; deshalb wird Gedankenkarma erzeugt und der Mensch wird wiederum vom Karma kontrolliert. Der Mensch soll von seinem Haupt-Urgeist beherrscht werden. Doch wenn der Haupt-Urgeist nachlässt und durch die Anschauungen ersetzt wird, bedeutet das, dass du dich bedingungslos ergeben hast und dein Leben von so etwas gelenkt wird.

Das Selbst, das du bist, ist dein ursprüngliches Selbst; dieses bleibt unverändert. Allerdings bilden die Menschen leicht eine Anschauung, wenn sie Dinge verstehen lernen, und diese Anschauung ist nicht das Selbst. Wenn du es schaffst, keine Anschauungen zu bilden, wirst du, wenn du etwas betrachtest, die Sichtweise deiner eigenen ursprünglichen Natur haben – die Sichtweise des wahren Selbst haben – und die Dinge barmherzig beurteilen. Je mehr sich dein Selbst zeigt, desto höher ist deine Gedankenebene, desto näher sind deine Gedanken dem Wahren und desto stärker verkörpern deine Gedanken deine ursprüngliche gütige Natur. Die Zusammensetzung der Substanzen des menschlichen Körpers bildet in den Teilchen im äußerst Mikroskopischen, im äußerst Mikroskopischen bereits die ursprüngliche Natur des Menschen; diese bleibt unverändert. Wenn die Grenzen, die das Denken eines Menschen einschränken, entfernt werden, kommen das gutherzige Temperament, das Naturell, der Charakter und die Eigenschaften des Menschen zum Vorschein, und das ist das wahre Selbst.

Der Haupt-Urgeist wird sich nicht wegen den Anschauungen ändern, die er selbst erzeugt. Das Wesen des Haupt-Urgeistes wird sich nicht wegen den Anschauungen ändern, die er selbst erzeugt. Es kann sein, dass die ursprüngliche Natur von verschiedenen Anschauungen und verschiedenem Karma zugedeckt, überdeckt oder völlig umschlossen wird, sodass sich die ursprüngliche Natur nicht mehr zeigen kann, aber sie wird sich nicht ändern. Denn die Substanzen des Karmas sind nicht so fein. Das Karma wird unter den gewöhnlichen Menschen erzeugt und ist eine Substanz unter den gewöhnlichen Menschen. Dieses Ding kann nicht so mikroskopisch sein. Aber die Substanzen, aus denen die Menschen erschaffen werden, sind äußerst mikroskopisch. Deshalb kann das Karma nicht in sie eindringen; nur ist die ursprüngliche Natur des Menschen zugedeckt worden. Die ursprüngliche Natur hat ihre Ansichten über die Dinge. Wenn du die gebildeten Anschauungen wirklich beseitigen und die Sichtweise deiner ursprünglichen Natur wiedererlangen kannst, dann bist du dort, von wo du gekommen bist – bei den frühesten Ansichten, die du gebildet hast; das heißt, bei den Ansichten des Ortes, an dem du zu Beginn erschaffen worden bist. Aber es ist sehr schwer, die Gedanken und Anschauungen, die nach der Geburt gebildet worden sind, zu beseitigen; und genau das ist es, worum es bei der Kultivierung geht.

Das Fa hat unterschiedliche Erscheinungsformen auf unterschiedlichen Ebenen. Auf dieser Ebene hat es die Erscheinungsformen auf dieser Ebene. Wenn du ein Lebewesen bist, das auf dieser Ebene entstanden ist, wird dein Denken die Ansichten des Fa auf dieser Ebene widerspiegeln. Wenn sich deine wahre ursprüngliche Natur wieder zeigt, wird das die Ebene sein, auf der du die Dinge verstehen wirst, und sie ist auch der Maßstab, der für dich selbst gilt.

Karma hat keinen Maßstab von Zhen, Shan, Ren; es beurteilt Dinge mit dem Maßstab, der zu der Zeit gegolten hat, zu der die Anschauung gebildet worden ist. Es kann einen Menschen zu dem machen, was die gewöhnlichen Menschen einen schlauen Fuchs oder einen mit allen Wassern gewaschenen Menschen nennen. Das bedeutet, dass unterschiedliche Formen des Gedankenkarmas während der Kultivierung des Menschen auftauchen und ihn an der Kultivierung hindern. Wenn die Menschen nicht durch Karma behindert würden, dann wäre die Kultivierung leicht. In welchem Zustand und unter welchem moralischen Maßstab dieses Karma vor einigen Jahren entstanden ist, mit diesem Maßstab beurteilt es die Dinge. Wenn es viel ist, steht der Mensch das ganze Leben lang unter seinem Einfluss. Was die Anschauungen für gut oder schlecht halten, hält der Mensch auch für gut oder schlecht und denkt, dass er entsprechend handeln soll; aber er hat sein Selbst nicht mehr. Sein Selbst ist völlig umschlossen und zugedeckt von den nach der Geburt gebildeten Anschauungen, die nicht gutherzig sind. Sein Maßstab, um das Gute und das Schlechte wirklich zu unterscheiden, ist nicht mehr da.

Die Anschauungen entstehen in den Gedanken des Gehirns, und das Gedankenkarma, das von den Anschauungen erzeugt wird, bildet eine Karma-Masse auf dem Kopf des Menschen. Was ist dann mit gutherzigen Gedanken? Im Buddhismus wurde gesagt, dass Karma erzeugt wird, sobald ein Gedanke entsteht. Und tatsächlich wird der sogenannte gutherzige Gedanke als etwas anderes angesehen, wenn er mit einem höheren Maßstab beurteilt wird oder mit den Anforderungen des Maßstabs von Zhen, Shan, Ren.

Das bedeutet, dass ein gewöhnlicher Mensch, der diese Welt bewohnt, sich selbst nicht finden kann. Die Anschauungen lenken den Menschen nicht nur ein Leben lang, sondern immer weiter. Erst wenn eine Veränderung stattfindet, werden diese beseitigt. Ansonsten lenken sie den Menschen weiterhin. Wenn die Anschauungen immer stärker werden, hat der Mensch sein Selbst wirklich nicht mehr. Jetzt wird gesagt, dass die Menschen sich im Karma wälzen, und tatsächlich haben sie diesen Zustand schon erreicht. Schau mal die gewöhnlichen Menschen, sie wissen weder, womit sie ihre Tage verbringen, noch wofür sie leben!

Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Grundlagen und ein unterschiedliches Erkenntnisvermögen, was diesen Grundsatz verdeutlicht. Dass mancher es erkennen kann, bedeutet, dass seine Buddha-Natur wieder erscheinen kann; er kann noch Hoffnung haben. Dass mancher es nicht erkennen kann, bedeutet, dass er von den angeeigneten Gedanken und Anschauungen zu sehr zugedeckt ist; für ihn gibt es keine Hoffnung mehr.