3.6.1 Die Entstehung von Karma

Karma ist eine Art schwarze Substanz die das Gegenteil von der De ist. Im Buddhismus wird es böses Karma genannt, während wir es hier einfach Karma nennen. Etwas Schlechtes zu tun, heißt Karma zu erzeugen. Karma entsteht durch die Fehler, die man in diesem oder in einem seiner Vorleben begangen hat, zum Beispiel etwas getötet, jemanden schikaniert, die Vorteile anderer an sich gerissen, hinter dem Rücken über jemanden schlecht geredet oder man war unfreundlich zu jemandem und so weiter – all das kann Karma erzeugen. Manches Karma wird auch von den Vorfahren oder von nahen Verwandten und guten Freunden auf einen übertragen. Wenn einer mit der Faust einen anderen schlägt, wirft er dem Geschlagenen zugleich ein Stück von der weißen Substanz zu. Die dadurch an seinem Körper frei gewordene Stelle wird dann mit der schwarzen Substanz gefüllt. Zu töten ist die größte Übeltat und eine schlechte Tat, die das Karma stark vermehrt. Das Karma ist die Hauptursache dafür, dass man krank wird. Natürlich zeigt es sich nicht unbedingt immer in Form von Krankheit. Es kann auch gewisse andere Schwierigkeiten hervorbringen und so weiter. Das alles ist die Wirkung des Karmas. Deshalb dürfen die Praktizierenden keinesfalls Schlechtes tun, alle schlechten Taten führen zu schlechten Ergebnissen, die das Praktizieren ernsthaft beeinträchtigen.

Manche Menschen befürworten es, das Qi der Pflanzen zu sammeln. Sie bringen anderen auch in Kursen bei, wie man das Qi der Pflanzen sammeln soll. Mit großer Begeisterung erzählen sie, von welchen Bäumen das Qi gut ist und welche Farbe das Qi einer bestimmten Sorte von Baum hat. In einem Park im Nordosten Chinas haben manche wer weiß was für ein Qigong geübt. Sie wälzten sich überall auf dem Boden herum. Als sie aufstanden, umkreisten sie die Kiefern und sammelten deren Qi. Nach einem halben Jahr war diese Gruppe von Kiefern verdorrt. Das ist eine Tat, die Karma erzeugt, das ist auch Töten! Sowohl von dem Aspekt her, das Land zu begrünen und das ökologische Gleichgewicht zu bewahren, als auch aus der Sicht von hohen Ebenen ist es nicht gut, das Qi der Pflanzen zu sammeln. Der grandiose Kosmos ist grenzenlos, überall gibt es Qi für dich zum Sammeln. Du kannst so viel Qi sammeln, wie du willst. Warum willst du das unbedingt den Pflanzen antun? Wo bleibt deine Barmherzigkeit als Praktizierender?

Alle Dinge haben Intelligenz. In der modernen Wissenschaft erkennt man bereits, dass die Pflanzen nicht nur Leben, sondern auch Intelligenz, Gedanken und Gefühle haben und sogar auch übersinnliche Fähigkeiten besitzen. Wenn dein drittes Auge die Stufe des Fa-Auges erreicht hat, wirst du bemerken, dass die Welt ganz anders aussieht. Sobald du aus der Türe hinausgehst, sprechen die Steine, Mauern, Bäume und so weiter dich an. In jedem Gegenstand existiert ein Lebewesen. Sobald ein Gegenstand entsteht, wird ein Lebewesen hineingesteckt. Die Unterteilung in organische und anorganische Substanzen ist von den Menschen auf der Erde vorgenommen worden. Buddhistischen Mönchen im Tempel tut es leid, selbst wenn sie eine Schale zerbrochen haben, denn wenn die Schale zerstört ist, wird jenes Lebewesen freigesetzt. Wenn es seine Lebensspanne noch nicht abgeschlossen hat, kann es nirgendwo hingehen. Deshalb hasst es denjenigen, der es getötet hat sehr. Je stärker der Hass ist, desto größer wird das Karma dieses Menschen. Manche „Qigong-Meister“ gehen sogar auf die Jagd. Wo bleibt da ihre Barmherzigkeit? Weder im buddhistischen noch im taoistischen System handeln die Menschen den himmlischen Gesetzen zuwider. Wenn sie so etwas tun, bedeutet das Töten.

Manche fragen, ob sie noch praktizieren können, weil sie viel Karma erzeugt haben, indem sie Hühner und Fische getötet oder Fische gefangen haben und so weiter. Es ist nicht so, wie sie denken. Das alles haben sie damals in Unwissenheit getan, und das hat kein großes Karma erzeugt. Es genügt schon, wenn sie so etwas später nie wieder machen. Wenn du es aber wieder tust, heißt das, dass du es gegen besseres Wissen tust, das ist dann nicht mehr erlaubt. Manche Lernende haben nun einmal diese Art Karma. Du bist zu diesem Seminar hier gekommen, und das bedeutet, dass du eine schicksalhafte Verbindung hast und dich nach oben kultivieren kannst. Darf man Fliegen und Mücken totschlagen, wenn sie ins Zimmer eingedrungen sind? Wenn ihr es auf eurer jetzigen Ebene so macht und sie tötet, ist das nicht falsch. Wenn man sie nicht vertreiben kann und dann totschlägt, dann hat man sie halt totgeschlagen. Wenn die Zeit gekommen ist dass etwas sterben soll, dann wird es natürlich sterben. Als Shakyamuni auf dieser Welt war, wollte er eines Tages baden und bat seinen Jünger, die Badewanne sauberzumachen. Der Jünger bemerkte, dass in der Badewanne Ungeziefer war. Da kam er zurück und fragte was zu tun sei. Shakyamuni sagte noch einmal: „Ich habe dir gesagt, mach die Badewanne sauber.“ Der Jünger hat es dann begriffen und die Badewanne saubergemacht. Manche Dinge sollst du nicht zu schwer nehmen. Wir wollen nicht, dass du ein übervorsichtiger Mensch wirst. Wenn du unter komplizierten Umständen immer sehr angespannt bist und Angst hast, auch nur irgendeinen kleinen Fehler zu machen, dann sage ich, dass das nicht geht. Das ist dann auch eine Art Eigensinn, Angst an sich ist Eigensinn.

Wir sollten ein barmherziges Herz haben. Wenn du jede Sache mit einem barmherzigen Herzen behandelst, werden nicht so leicht Probleme auftauchen. Wenn du deine persönlichen Interessen ein bisschen leichter nimmst und ein bisschen gutherziger bist, wirst du davon beeinflusst, egal was du machst. Deshalb wirst du nichts Schlechtes tun. Wenn du das nicht glaubst, kannst du mal schauen: Wenn du immer zornig bist und immer mit anderen kämpfen und streiten willst, wirst du es verderben, selbst wenn du eine gute Sache tun willst. Ich habe oft Menschen gesehen, die nie nachgaben, wenn sie recht hatten. Wenn sie das Recht auf ihrer Seite hatten, dann nahmen sie dies gleich als Vorwand, andere schlecht zu behandeln. Außerdem dürfen wir auch keine Zwietracht säen, wenn uns etwas nicht gefällt. Manchmal ist das, was dir nicht gefällt, nicht unbedingt falsch. Wenn du als Praktizierender deine Ebene ständig erhöhst, tragen deine Worte Energie an sich und beeinflussen die gewöhnlichen Menschen. Deshalb darfst du nicht unverantwortlich reden. Besonders, wenn du den wahren Hintergrund der Dinge und ihren schicksalhaften Zusammenhang nicht sehen kannst, wirst du leicht etwas Schlechtes tun und dadurch Karma erzeugen.