Die fünfte Übung

Die fünfte Übung heißt "Shen Tong Jia Chi Fa" (Verstärkung der göttlichen Fähigkeiten). Sie ist eine Übung für die Kultivierung auf hoher Ebene; sie war früher nur für mich selbst gedacht. Ich gebe sie nun unverändert an euch weiter, weil ich keine Zeit mehr habe... Es wird kaum noch eine Gelegenheit geben, dass ich euch persönlich unterrichte. Aus diesem Grund lehre ich euch alles auf einmal. Später auf hoher Ebene habt ihr somit eine Übung für die Kultivierung. Auch die Bewegungen dieser Übung sind unkompliziert, denn der große Weg ist am einfachsten und leichtesten. Komplizierte Dinge sind nicht unbedingt auch gut. Trotz der Einfachheit wird bei der Übung die Entwicklung von vielen Dingen makroskopisch gesteuert. Diese Übung hat einen hohen Schwierigkeitsgrad. Sie ist sehr intensiv, weil du sehr lange im Lotossitz meditieren musst, um die Übung komplett durchzuführen. Diese Übung ist eine selbständige Übung. Du musst die ersten vier Übungen nicht machen, bevor du diese Übung praktizierst. Überhaupt kann man bei unseren Übungen sehr flexibel vorgehen. Wenn du heute aus Zeitmangel nur die erste Übung durchführen kannst, dann mach eben nur die erste Übung. Du kannst die Übungen frei kombinieren. Es geht auch, dass du heute aus zeitlichen Gründen nur die zweite, die dritte oder die vierte Übung praktizierst. Wenn dir mehr Zeit zur Verfügung steht, dann sollst du mehr üben. Wenn du wenig Zeit hast, darfst du auch wenig üben. Das ist sehr flexibel zu handhaben. Du praktizierst die Übungen, lediglich um den Energiemechanismus, den ich dir eingesetzt habe, den Falun und das Elixierfeld zu verstärken.

Die fünfte Übung ist eine unabhängige Übung mit drei Teilen. Der erste Teil besteht aus den Handgesten. Die Handgesten dienen dazu, den Körper vorzubereiten. Die wenigen Bewegungen sind sehr einfach. Der zweite Teil dient zur Verstärkung der göttlichen Fähigkeiten. Es gibt einige Haltungen, um die Kultivierungsfähigkeiten und die göttlichen Fähigkeiten innerhalb des Körpers auszustrahlen und sie bei der Übung in den Händen zu verstärken. Darum heißt diese Übung "Verstärkung der göttlichen Fähigkeiten". Es folgt die Meditation im Lotossitz. Die Übung besteht aus diesen drei Teilen.

Ich erkläre zuerst die Meditation im Lotossitz. Für die Meditation gibt es zwei Arten von Lotossitz. Es gibt auch nur zwei Arten des Lotossitzes bei der echten Kultivierung. Manche Menschen mögen einwenden, dass es nicht nur zwei Arten von Lotossitz gibt. Im Tantrismus kenne man doch viele Arten von Lotossitz. Doch ich sage euch, dass jene Haltungen keine Methoden zur Meditation im Lotossitz sind, sondern Übungshaltungen und Übungsbewegungen. Es gibt nur zwei korrekte Arten von Lotossitz: den einfachen Lotossitz und den doppelten Lotossitz.

Ich erkläre jetzt den einfachen Lotossitz. Der einfache Lotossitz ist nur eine Übergangsmethode für den Fall, dass du den doppelten Lotossitz noch nicht beherrschst. Beim einfachen Lotossitz ist ein Bein unten und eines oben. Vielen Menschen tut beim einfachen Lotossitz der Knöchel so weh, dass sie es nach kurzer Zeit schon nicht mehr aushalten können. Noch bevor das Bein zu schmerzen beginnt, lässt sich der Druck am Knöchel kaum noch ertragen. Wenn du aber den Fuß so weit drehst, dass das Fußgewölbe nach oben zeigt, dann drückt der Knöchel nicht mehr. Trotz dieses Hinweises wirst du das wahrscheinlich nicht gleich schaffen können. Du kannst dich jedoch langsam darin üben.

Zum einfachen Lotossitz ließe sich noch vieles erklären. Bei den taoistischen Schulen wird die Energie immer eingeschlossen und nicht freigelassen. Es wird vermieden, dass die Energie nach außen fließt. Wie wird das erreicht? In den taoistischen Schulen verschließt man die Akupunkturstellen, indem man den Yongquan-Punkt hinter dem Knie und den Yongquan-Punkt am oberen Ende des Schenkels zudrückt. Bei der Jieyin-Position wird dann genauso verfahren: Der eine Laogong-Punkt wird mit dem Daumen zugedrückt, und der andere Laogong-Punkt wird an die Hand gepresst. Dann werden die Hände auf den Unterbauch gelegt.

Diese Dinge spielen jedoch keine Rolle beim Lotossitz in der Kultivierung in unsrem Dafa. Im buddhistischen System, egal in welcher Schule man sich kultiviert, legt man großen Wert auf die umfassende Erlösung aller Wesen. Aus diesem Grund hat man keine Angst davor, dass die Energie nach außen fließt. Selbst wenn die Energie dadurch verbraucht wird, wird sie bei den Übungen ohne zusätzliche Anstrengung ersetzt, weil ja das Niveau der Xinxing gleich bleibt. Die Energie geht nicht verloren. Wenn du aber eine noch höhere Ebene erreichen willst, musst du Leid ertragen. Somit geht die Energie nicht verloren. Wir machen nicht viele Vorgaben zum einfachen Lotossitz, da der einfache Lotossitz bei uns nicht erforderlich ist. Wir verlangen, dass man die Übungen im doppelten Lotossitz praktiziert. Weil es noch Schüler gibt, die den doppelten Lotossitz nicht beherrschen, habe ich jetzt kurz den einfachen Lotossitz erklärt. Wenn du den doppelten Lotossitz noch nicht beherrschst, darfst du zunächst die Übung im einfachen Lotossitz praktizieren. Mit der Zeit musst du jedoch die Übung im doppelten Lotossitz durchführen können. Beim einfachen Lotossitz bleibt bei den Männern der rechte Fuß unten, und der linke Fuß liegt oben. Bei den Frauen bleibt der linke Fuß unten, und der rechte Fuß liegt oben. Der korrekt ausgeführte einfache Lotossitz ist eigentlich sehr schwer. Meiner Ansicht nach ist der Schwierigkeitsgrad nicht geringer als beim doppelten Lotossitz. Die Füße liegen in einer geraden Linie. Zwischen den Beinen und dem Bauch entsteht ein Raum. Das ist auch ziemlich schwierig durchzuführen. Aber wir machen nicht so viele Vorgaben zum einfachen Lotossitz, weil wir bei dieser Übung den doppelten Lotossitz verlangen.

Ich erkläre noch einmal den doppelten Lotossitz. Bei uns ist der doppelte Lotossitz erforderlich. Das heißt, das untere Bein wird von außen ebenfalls nach oben gezogen - man darf das untere Bein aber nicht von innen nach oben nehmen. So entsteht der doppelte Lotossitz. Beim doppelten Lotossitz halten manche Menschen die Beine sehr eng beieinander. Wenn man die Beine sehr eng beieinander hält, wird die Haltung "Fünf Mittelpunkte zeigen zum Himmel" erreicht. Dabei zeigen beide Fußgewölbe nach oben. So übt man auf korrekte Weise die Haltung "Fünf Mittelpunkte zeigen zum Himmel". Das heißt, der Scheitel, die Handflächen und die Fußgewölbe weisen nach oben. Bei den meisten buddhistischen Schulen wird das so praktiziert. Wie eng du die Beine zusammenhältst, entscheidest du selbst. Manche Menschen halten die Beine lieber etwas lockerer. Es ist nur wichtig, die Übung im doppelten Lotossitz zu praktizieren. Du kannst die Beine enger oder auch lockerer zusammenhalten. Beides ist in Ordnung.

Bei der Meditation ist es erforderlich, lange im Lotossitz zu bleiben. Bei der Meditation gibt es keine Gedankenaktivität. Man denkt an gar nichts. Wir betonen, dass dein Hauptbewusstsein unbedingt klar bleiben soll, weil du dich bei dieser Methode selbst kultivierst. Du sollst dich bei klarem Verstand höher entwickeln. Wie sollen wir diese ruhige Meditationsübung praktizieren? Wir verlangen, dass du trotz der tiefen Meditation genau weißt, dass du selbst die Übung praktizierst. Du darfst nicht in den Zustand versinken, nichts mehr zu wissen. Was für ein Zustand wird dann konkret erreicht? Bei der Meditation bekommst du ein angenehmes, wohliges Gefühl, als ob du in einer Eierschale sitzen würdest. Du weißt zwar, dass du die Übung noch durchführst, du kannst dich aber nicht bewegen. In unserer Kultivierungsschule werden diese Zustände mit Sicherheit auftreten. Noch ein weiterer Zustand kommt vor: Bei der Meditation spürt man seine Beine nicht mehr. Man weiß nicht mehr, wo sich die Beine, der Leib, die Arme und die Hände befinden. Nur der Kopf ist noch da. Wenn man die Übung weiter praktiziert, merkt man, dass auch der Kopf verschwunden ist. Was bleibt, ist nur das eigene Bewusstsein, ein winziger Gedanke, dass du selbst noch übst. Dieser eine Gedanke muss beibehalten werden. Es reicht vollkommen aus, wenn dieser Zustand erreicht wird. Warum? Bei diesem Übungszustand entwickelt sich der Körper am umfassendsten und besten. Deshalb solltest du in diesem Zustand in die Stille gehen. Du darfst dabei aber nicht einschlafen. Solltest du einschlafen und den einen Gedanken nicht mehr beibehalten, hast du die Übung umsonst praktiziert. Du hast dann nicht geübt, sondern nur geschlafen. Zum Schluss die beiden Hände in die Heshi-Position bringen. Dann kann man aus der Stille heraustreten. Die Übung ist abgeschlossen.